Medienmitteilung
Projekt «Überall» von ilg santer architekten (Visualisierung: Projektverfassende, zVg)

Luzerner Theater

Der Innerschweizer Heimatschutz (IHS) nimmt den Entscheid des Wettbewerbs zum neuen Luzerner Theater - als Ausgangsbasis - wohlwollend zur Kenntnis, sieht aber auch einen beträchtlichen Bearbeitungsbedarf.

Bereits in der Stellungnahme des Innerschweizer Heimatschutz (IHS) zum Neuen Luzerner Theater vom 20. Dezember 2019 wurde darauf hingewiesen, dass das bestehende Theatergebäude im ISOS als Einzelobjekt mit dem Erhaltungsziel A eingetragen ist. Es unterliegt also den höchsten Schutzbestimmungen. Der IHS würdigt die Qualität des bestehenden Gebäudes und anerkennt aber auch, dass durch zahlreiche Umbauten und Erweiterungen das Gebäude in seiner architektonischen und städtebaulichen Qualität massiv verändert und beeinträchtigt wurde. Die Erhaltung des Gebäudes hat aus denkmalpflegerischen und städtebaulichen Gründen grundsätzlich oberste Priorität.

Zusammen mit den Fachverbänden wurde gefordert, dass der Wettbewerb in einem zweistufigen Verfahren durchgeführt werden soll. Die erste Phase sollte dazu dienen, zu eruieren, welches Volumen an diesem sehr sensiblen Ort maximal verträglich ist. Erst in der zweiten Phase war die Aufgabe, das Raumprogramm mit all den anderen Anforderungen einzuarbeiten.

Im Wettbewerbsprogramm wurde festgehalten, dass auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie der Erhalt des bestehenden Theatergebäudes keine guten Lösungen ermöglicht, was sich als komplette Fehleinschätzung erwiesen und leider auch zu einer Einschränkung der Lösungsvielfalt geführt hat.

Der mit dem 1. Rang ausgezeichnete Projektvorschlag «überall» hat bewiesen, dass das bestehende Theatergebäude durch eine weitere Umbauphase weiter benutzt werden und einen Teil der künftigen Nutzung für das Theater aufnehmen kann. Das bestehende Luzerner Theater behält somit sein historisches Gebäude als Hauptbau und wird durch die neue Zugangssituation entsprechend aufgewertet, was bereits in unserer Stellungnahme gefordert wurde (vgl. «Ein neuer Zugang an der Nordfassade in der Achse Kornmarkt – Rathaussteg kann eine städtebauliche Aufwertung und Klärung herbeiführen.»).

Die aufgrund des grossen Raumprogrammes gewählte Form des An- und Weiterbauens lässt jedoch die Historie des Ortes endgültig verschwinden. Bereits das bestehende Theatergebäude wurde im Bereich der Festungsanlage - den Hirschengraben - gebaut. Die Verbindung der ehemaligen Wehranlage vom Hirschengraben zur Kappelbrücke fällt nun gänzlich weg und der historische Stadtteil der südwestlichen Altstadt -die Kleinstadt - ist nicht mehr ablesbar. Zudem nimmt der Fussabdruck des neuen Luzerner Theaters den ganzen Bearbeitungsperimeter ein und der Aussenraum wird nun dreiseitig durch Strassenräume geprägt und der öffentliche Freiraum entsteht nur noch zur Reuss hin. Dies wurde durch die vorausgehenden Studien bereits nachgewiesen und dieser Umstand war mitunter der Grund für das Neudenken an diesem Ort. Es wurde letztlich dem Theaterbetrieb die volle Beachtung geschenkt und nicht den möglichen Qualitäten der öffentlichen Freiräume.

Dem gegenüber können die Fassaden, und die als massstabslos in Erscheinung tretenden Volumen, der Eingliederung in die historische Umgebung nicht standhalten. Der gesamte Uferbereich von Luzern wird ansonsten von fein gegliederten Fassaden geprägt und erzeugen ein wunderbares Licht- und Schattenspiel. Dies muss in der weiteren Projektbearbeitung und der detaillierten Fassadenentwicklung noch geschärft werden, zusammen mit dem Überprüfen des notwendigen Abstandes zur Jesuitenkirche und einer zusätzlichen Reduktion des nach wie vor sehr grossen Volumens.

In diesem Sinne wird der IHS die weiteren Schritte kritisch mitverfolgen. Dass das bestehende Gebäude erhalten wird, ist bauhistorisch und -kulturell wichtig. An diesem Grundsatz sollte festgehalten werden. Das überdimensionierte Nebeneinander der Volumina des Annexbaus ist dagegen städtebaulich fragwürdig und spricht keine eigentliche architektonische Sprache.

Für weitere Fragen (schriftlich vorgelegt) stehen wir gerne zur Verfügung:

Rainer Heublein, Präsident der IHS Kantonalsektion Luzern
rainer.heublein@innerschweizer-heimatschutz.ch

Marco Füchslin, Geschäftsführer IHS
info@innerschweizer-heimatschutz.ch
T 041 534 73 48

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Artikel zum Luzerner Theater.